Deutlich irritiert und verwundert über die Leser­briefe der Wind­kraft­gegner in den letzten Wochen

Ich bin ein Be­für­wor­ter der Wind­kraft­an­la­gen im Frei­ge­rich­ter Wald. Ich möchte unsere Hei­mat be­wah­ren und unseren Kindern und Enkeln die Le­bens­grund­lage erhalten. Wir alle haben eine Ver­ant­wor­tung, dauer­haft unsere Umwelt, den Wald und die Natur, alle Lebe­we­sen und unsere Ge­sund­heit zu schützen. Unseren Wald zu schützen heißt, so schnell wie möglich den Wandel weg von den fossilen Brennstoffen und hin zu den er­neuer­ba­ren Energien zu voll­ziehen. So wie bisher weiterzumachen, heißt, den jetzt schon durch den Kli­ma­wan­del schwer geschädigten Wald zu Gra­be zu tragen.

Wären diejenigen, die sich gegen die Wind­kraft­an­la­gen im Wald stark machen bereit, al­ter­na­tive Standorte zu akzeptieren, die näher an Wohn­sied­lun­gen gelegen sind und auch die geltenden Abstandsregelung zu unterschreiten? Und wenn nein, wie sehen denn al­ter­na­tive Konzepte aus, die kein ‘weiter wie bisher’ be­in­hal­ten? Antworten auf diese Fragen würden die Kinder sicher ge­nau­so gerne hören wie ich. Auf jeden Fall wird die folgende Ge­ne­ra­tion unsere heu­ti­gen Ver­säum­nis­se in Zukunft tragen müs­sen. Lesen denn die Ge­gen­wind­grup­pen keine Presseberichte von wis­sen­schaft­lichen Arbeiten, sehen sie sich keine Nachrichten und Re­por­ta­gen im Fernsehen an, in denen immer und immer wieder darauf hin­ge­wie­sen wird, dass der Kli­ma­wan­del massiv fort­schrei­tet und schnellstmöglich ent­ge­gen­ge­wirkt wer­den muss? Warum müs­sen Be­für­wor­ter von Wind­en­er­gie­an­la­gen mit den Argumenten, sie würden Wald zer­stö­ren oder sie würden Wald der 100 Jahre ge­wachsen ist in kürzester Zeit abholzen, dif­fa­miert wer­den? Es gibt Fakten, die leicht zu re­cher­chie­ren sind und die diese und andere Behauptungen widerlegen. Frei­ge­richt hat eine Waldfläche von 1280 Hektar! Beim Bau von 4 Wind­kraft­an­la­gen müssten dauer­haft ca. 2 Hektar Wald abgeholzt wer­den (ca. 0,5 Hektar pro Wind­kraft­rad). Selbst wenn man übertreibt und 1 Hektar pro Wind­kraft­rad veranschlagt, sind dies trotzdem nur ca. 0,3 % des Frei­ge­rich­ter Wal­des, welcher für die Wind­en­er­gie­an­la­gen weichen müsste.

Weshalb muss mit zunehmender Diskussion die Anzahl der schein­bar geplanten Wind­kraft­an­la­gen immer weiter nach oben ge­trie­ben wer­den, von zuerst 4, dann auf 6-8 und jetzt muss man lesen bis zu 12 Wind­kraft­rä­der, die gebaut wer­den sollen? Rich­tig ist, die Überlegungen gehen von 4-6 Wind­kraft­an­la­gen aus und mit hoher Wahr­schein­lich­keit kön­nen nur max. 4 Wind­kraft­an­la­gen im Frei­ge­rich­ter Wald aufgestellt wer­den, um sich bezüglich Wind­er­trag nicht ge­gen­sei­tig zu stören. Die Aus­sa­ge in Le­ser­brie­fen, auf der Bay­rischen Seite würden noch viele Wind­en­er­gie­an­la­gen dazu kom­men, ist irreführend und reine Spe­ku­la­tion. Da im Bay­rischen Spessart keine Wind­en­er­gie­an­la­gen zugelassen wer­den, müsste ein Gut­ach­ten­ver­fah­ren und zusätzlich ein Ge­richts­be­schluss be­müht wer­den, um die Re­gion angrenzend an den Frei­ge­rich­ter Wald als geeignet einzustufen.

Es ist richtig, es müs­sen Energiespeicher ins­tal­liert wer­den, um die zukünftige En­er­gie­ver­sor­gung aus er­neuer­ba­ren Energien grund­last­fähig zu machen. Aber genau dies wird an­ge­gangen. Die Bun­des­re­gie­rung för­dert die Ent­wick­lung zur Herstellung von grü­nem Was­ser­stoff aus über­schüs­si­gem Solar- und Windstrom. Eine Fir­ma in Al­ze­nau hat eine Ent­wick­lung aus den 60er Jahren auf­ge­grif­fen und baut Strom­spei­cher auf Basis von RetoxFlow-Bat­te­rien mit Ka­pa­zi­tä­ten von bis zu 1MWh Leistung. Jeder Besitzer von einer Pho­to­vol­taik­an­la­ge kann sich einen Strom­spei­cher ins Haus stellen und ein E-Fahrzeug kau­fen, um seinen über­schüs­si­gen Strom von der So­lar­an­la­ge zu speichern. Unser Elek­tro­auto la­den wir an einem sonnigen Tag durch unsere eigene So­lar­an­la­ge und fahren damit 1-2 Wo­chen, um unsere täglichen Fahrten zu erledigen.

Ein weiterer Aspekt ist die Anschaffung von steuer­ba­ren Wär­me­pum­pen für die Heizung und die Warm­was­ser­auf­be­rei­tung. Bei Strom­über­schuss aber auch bei Strom­man­gel, könnten diese Wär­me­pum­pen temporär zu oder ab­ge­schal­tet und die Energie in einem Wasserboiler gespeichert wer­den. Es wird auch behauptet, dass Wind­en­er­gie­an­la­gen sehr oft ab­ge­schal­tet wer­den, da es bei gutem Wind eine Über­ka­pa­zi­tät gäbe. Dies ist derzeit noch richtig… Nur die Ana­ly­se dazu ist falsch… Wind­kraft­an­la­gen kön­nen von einer auf die andere Minute ab­ge­schal­tet wer­den. Die Strom­ver­sor­gung in Deutsch­land wird derzeit bereits durch ca. 45% er­neuer­barem Strom gedeckt. Das be­deu­tet, dass nach wie vor Atom- und Kohle- und Gas­kraft­wer­ke in Betrieb sind, um eine volle Versorgung Deutsch­lands zu ge­währ­leis­ten. Diese fossilen und atomaren Kraft­wer­ke kön­nen eben nicht so einfach ab­ge­schal­tet wer­den und füh­ren daher bei gutem Er­trag von er­neuer­barem Strom zur Ab­schal­tung der Wind­kraft­an­la­gen. Genau das ist der Grund, weshalb wir jede Mög­lich­keit nutzen müs­sen, um die Wind­en­er­gie auszubauen um danach im Um­kehr­schluss auf die Kohle- und Atom­kraft­wer­ke ver­zich­ten zu kön­nen.

Liebe Gegenwind-Sympathisanten, alle Dinge müs­sen Zug um Zug an­ge­gangen wer­den. Die Speicher kön­nen teilweise so­fort ins­tal­liert wer­den, E-Fahrzeuge kön­nen Sie bestellen und Bür­ger kön­nen überzeugt wer­den, auch weiterhin Solar­an­la­gen auf die Dächer zu in­stal­lie­ren. Aber auch die Wind­en­er­gie­an­la­gen im Frei­ge­rich­ter Wald sind notwendig und bis die Ins­tal­la­tion sol­cher An­la­gen rea­li­siert wer­den kön­nen, ver­ge­hen noch mindestens vier Jahre. In die­ser Zwischen­zeit haben wir alle die Mög­lich­kei­ten uns mit Elek­tro-Spei­cher und elek­tri­schen Wär­me­pum­pen im Haus oder auch im E-Fahrzeug auszustatten. Wir müs­sen es nur wollen.


Leserbrief zum Thema „Windkraftgegner“ von Josef Keller (Freigericht), 05.04.2022

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